Thüringen wählt: CDU wehrt vielfach Angriffe der AfD ab (2024)

Thüringen hat gewählt. Die Wahlbeteiligung ist insgesamt schwächer als fünf Jahre zuvor. Die CDU reitet ersten Ergebnissen zufolge auf einer Erfolgswelle, liegt auch in großen Städten vorn. Die AfD hat dagegen oft das Nachsehen, die Linke schaut in die Röhre, ein Rechtsextremist freut sich dagegen.

Rund drei Monate vor der Landtagswahl in Thüringen ist der Freistaat in ein Superwahljahr gestartet. Rund 1,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger waren dazu aufgerufen, über Kommunalparlamente und kommunale Spitzenämter zu entscheiden. Die Kommunalwahl ist wichtiger Stimmungstest - insbesondere mit Blick auf das Abschneiden der vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuften AfD um Landeschef Björn Höcke. Bei der thüringischen Kommunalwahl tritt zudem erstmals das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) an, das im Herbst auf einen Einzug in den Landtag in Erfurt hofft. Das Interesse an den Ergebnissen ist groß, gegen 20 Uhr geht der Wahlserver des Statistischen Landesamtes für einige Minuten in die Knie.

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Um 18 Uhr schlossen die Wahllokale, in einem Wahllokal der Stadt Mühlhausen wurde noch etwas länger gewählt. Dort war der Andrang sehr groß. Wer um 18 Uhr in der Schlange stand, durfte seine Stimme noch abgeben. Zuvor berichtete die "Thüringer Allgemeine" von langen Wartezeiten und fehlenden Wahlzetteln in Jena. Dort mussten teils Wahlkabinen nachgeordert werden, sagt der örtliche Kreiswahlleiter Matthias Bettenhäuser. Dies ist nach seinen Angaben vor allem in den größeren Ortsteilen geschehen. "In Winzerla war der Andrang so groß, dass wir Stimmzettel nachliefern mussten." Auch in Jena Zentrum wurden Stimmzettel nachgeordert.

Insgesamt lag die Wahlbeteiligung bis 16 Uhr bei 46,2 Prozent, berichtet die "Leipziger Volkszeitung" (LVZ). Damit fällt sie etwas niedriger aus, als bei den Kommunal- und Europawahlen 2019. Damals lag sie zum gleichen Zeitpunkt bei 48,5 Prozent. Zunächst hatte es geheißen, die Wahlbeteiligung läge ein wenig höher als vor fünf Jahren. Die Beteiligung bei den Wahlen zu Landräten und Oberbürgermeistern ging teils deutlich auseinander. In der Stadt Jena lag sie bei nicht mal der Hälfte (49,5 Prozent), im Weimarer Land hingegen bei mehr als zwei Drittel (68 Prozent). Laut "Thüringer Allgemeine" sind 30.000 Wahlhelfer im Einsatz und werden in den nächsten Stunden die Stimmen auszählen.

CDU sichert sich wohl Rathaus in Suhl

Ein erster Bürgermeister steht bereits gegen 18.30 Uhr fest: In der Gemeinde Altenbeuthen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt waren nach Berichten des MDR alle Stimmen ausgezählt. 75,5 Prozent entfielen auf den parteilosen Kandidaten Lothar Linke. Wolfram Henrik von der CDU kam auf nur 24,5 Prozent.

In der Landeshauptstadt Erfurt liegt CDU-Kandidat Andreas Horn mit 27,5 Prozent der bisher ausgezählten Stimmen vorn. Auf Platz 2 liegt derzeit Andreas Bausewein von der SPD mit 22,2 Prozent. Stefan Möller, den die AfD ins Rennen schickt, ist Drittplatzierter mit 18,9 Prozent.

In der Stadt Suhl - immerhin 37.000 Einwohner - geht die Auszählung ziemlich fix. Nachdem gegen 18.35 Uhr bereits 18 von 40 Wahlbezirken ausgezählt waren, steuert CDU-Bewerber André Knapp auf eine neue Amtszeit als Oberbürgermeister mit 82,2 Prozent zu. Linken-Kandidat Steffen Hartwig landet vorläufig bei 17,8 Prozent.

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Auch in Weimar wurde schnell gezählt. Laut "Thüringer Allgemeine" zieht Amtsinhaber Peter Kleine von der CDU erneut ins Rathaus ein. Er lag bereits vor Auszählung der Briefwahlstimmen uneinholbar vorn - den gesamten Abend mit deutlich über 70 Prozent der Stimmen. Auf Platz 2 landet demnach vorläufig Stefan Giebel von der Linken mit rund 10 Prozent. Ein Kandidat der AfD ist in der Stadt nicht angetreten.

Für die Linke läuft es insgesamt nicht gut. Einen Lichtblick gibt es aber bei der Bürgermeisterwahl in Sömmerda. Amtsinhaber Ralf Hauboldt kam auf 42,1 Prozent der Stimmen, Bastian Wulf von der CDU auf 28,7 Prozent - beide gehen wohl in die Stichwahl, da AfD-Kandidat Michael Bellstedt lediglich 23,3 Prozent auf sich vereinen konnte.

AfD-Kandidaten liegen hinten

Im Ilm-Kreis kämpft Bob-Olympiasieger André Lange um den Einzug in die Stichwahl gegen die amtierende Landrätin Petra Enders. Lange, der parteilos von der CDU nominiert wurde, kommt nach Auszählung in 43 von 136 Wahlbezirken auf 23,2 Prozent und liegt auf Platz drei. AfD-Kandidat Ralf Gohritz steht bei 26,4 Prozent auf dem zweiten Platz. Amtsinhaberin Enders liegt mit 45,2 Prozent allerdings deutlich vorn.

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Das Nachsehen hat die AfD offenbar auch im Kyffhäuserkreis. Dort sind laut MDR bisher 67 von 119 Stimmbezirken ausgezählt. Antje Hochwind-Schneider von der SPD liegt mit 44,2 Prozent vor AfD-Kandidat Andreas Hartung-Schettler mit 35,2 Prozent und dem CDU-Politiker Sven Osterheld mit 20,5 Prozent der Stimmen.

Im Altenburger Land liegt dagegen der AfD-Kandidat derzeit knapp vorn: Heiko Philipp führt mit 33 Prozent vor Amtsinhaber Uwe Melzer von der CDU, der mit 32,3 Prozent knapp dahinter liegt. Auf den Linken-Kandidaten Frank Tempel entfallen derzeit 14,5 und auf SPD-Mann Alexander Paulicks 7,4 Prozent.

Rechtsextremist knapp in Stichwahl

Im Landkreis Hildburghausen hat es Neonazi Tommy Frenck in die Stichwahl um den Landratsposten geschafft. Frenck erreichte mit 24,9 Prozent der Stimmen Platz zwei. Damit lag er 0,2 Prozentpunkte vor CDU-Kandidat Dirk Lindner, der nicht in die Stichwahl einzieht. Die meisten Stimmen konnte Sven Gregor von den Freien Wählern erreichen, er erlangte 42,4 Prozent.

Laut "Leipziger Volkszeitung" werden bei der Wahl von 13 Landräten und 5 Oberbürgermeistern der kreisfreien Städte Stichwahlen erwartet.

Witzige Anekdoten: Die Wintersporthochburg Oberhof hat einen neuen Bürgermeister. Der parteilose Kandidat Daniel Fischer erreichte nach Auszählung aller rund 800 Stimmen 95,2 Prozent, wie aus Daten des Landeswahlleiters hervorgeht. Er hatte keinen Gegenkandidaten. Dennoch schrieben 37 Wähler andere Personen auf den Stimmzettel.

In Fretterode im Eichsfeldkreis gab es laut MDR und "Thüringer Allgemeine" keinen Kandidaten zur Bürgermeisterwahl. Der ehrenamtliche Bürgermeister Mike Gunkel trat nicht wieder an. Trotzdem schrieb die überwiegende Mehrheit der Wähler ihn auf den Stimmzettel; er bekam 71,6 Prozent der Stimmen.

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